Die Judengasse in Frankfurt und ihre Geschichte

Die Judengasse existiert zur heutigen Zeit nicht mehr, nur noch Reste wurden beim Bau des Kundenzentrums der Frankfurter Stadtwerke entdeckt und nach langer öffentlicher Debatte als Museum Judengasse im Neubau integriert.

Der Grund weshalb ich als ersten Beitrag in der Kategorie alte Strassen, Gebäude ect., die Judengasse und deren Geschichte wählte liegt in den jüngeren Vorkommnissen bei Demonstrationen, auch in Frankfurt, und in der Aussage eines bekannten, ehemaligen Politikers der Bundesrepublik Deutschland begründet. Dieser hatte an die Adresse der moslemischen Mitbürger in Deutschland gerichtet,  gesagt:

“Der Islam ist auch Teil der Bundesrepublik Deutschland”.

Mir geht es nicht um diese Aussage und ich möchte diese auch nicht bewerten und diskutieren. Mir geht es im gleichen Kontext nur darum auch klarzustellen, daß jüdische Mitbürger seit langer Zeit Teil dieser Stadt waren und wieder sind und auch maßgeblich am Aufbau und am kulturellen Leben beteiligt waren. Menschen die nicht nur in Deutschland zu damaliger Zeit viel erleiden mussten, sondern in ganz Europa. Ganz zu Schweigen von der Schrecklichen Katastrophe in der Zeit des National Sozialismus in Deutschland.

Die Judengasse bestand zwischen 1462 und 1796 und war das jüdische Ghetto in Frankfurt am Main. In der anfänglichen Neuzeit lebte hier die größte jüdische Gemeinde Deutschlands.

Da die Gasse nicht mehr vorhanden ist und wenig Literatur darüber besteht, werde ich die Judengasse beschreiben wie sie von Herrn Johann Georg Batton, gewesenem geistl. Rath, Custos und Canonieus des St. Bartholomäusstifts beschrieben wurde. Veröffentlicht durch Dr. Jur. L. H. Euler, Director des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main., 1869. Die Wörter und Formulierungen sind im Original der damaligen Zeit.

Die Lage der damaligen Judengasse , östlich der Neustadt,  in einem Bogen, ungefähr von der Konstabler Wache zum heutigen Börneplatz. Weniger als 3 Meter breit und ca. 330 Meter lang. Die Bevölkerungsdichte in der Judengasse war enorm. Ende des 18, Jahrhunderts lebten dort ca. 3000 Menschen und galt als dichtest besiedeltest Gebiet Europas.
Frankfurt_Judengasse_1868Die Judengasse ca. 1868

Wir wissen aus der hiesigen Geschichte, dass die Juden ganz nahe bei der Pfarrkirche wohnten; weil sie aber durch ihr Geschrei gar oft den Gotteldienst störten und nicht selten über die christlichen Gebräuche auf dem Kirchhofe ihr Gespött trieben, so entstanden Klagen hierüber und Kaiser Friedrich gab den Befehl, ihnen anderswo einen Wohnort anzuweisen. Der Magistrat wählte demnach die Gegend bei dem Wollgraben (Wallgraben)  und machte zwischen demselben und der Allerheiligengasse mit Erbauung ihrer künftigen Wohnhäuser im Jahre 1460 den Anfang. Chron. II 813. Er lies auch im folgenden Jahre die Judenschule, das Tanzhaus, das kalte Bad, ein Wirtshaus und noch andere Gebäude verfertigen und über den Wollgraben eine kleine Brücke mit zwei Thüren nach der Predigergasse hin errichten, wovon die Gegend noch heut zu Tage das Judenbrückchen heisst. Im Jahre 1462 ware die Gebäulichkeiten mit einem Kostenaufwande von beinahe 6289 Gulden  bereits vollendet und die Juden nahmen noch in demselben Jahre Besitz davon. Weil man aber einer einzelnen Reihe Häuser den Namen einer Gasse nicht wohl belagen konnte, so nannten sie die Juden “Klein Jerusalem”, die Christen aber “Klein Egypten.”

Es scheint, dass die Juden im Jahre 1465 noch um mehere Häuser ansuchten, weil der Magistrat damals beschloss, ihnen keinen Bau mehr zu machen. Wollten sie aber auf ihre Kosten bauen, so möchten sie es thun, doch mit Wissen und Willen des Raths. Legt man sich den grossen Belagerungsplan von 1552 vor Augen, so wird man noch den ganzen Graben mit dem Judenbrückchen bis an die Bornheimer Pforte darauf wahrnehmen, der nicht lange hernach von gedachter Pforte bis in die Gegend es Fronhofs ausgefüllt und ein Stückwegs mit Judenhäusern besetzt wurde. Durch die doppelte Reihe von Häusern bildete sich nun zum ersten Mal die Judengasse und die vorigen Benennungen Klein Jerusalem und Klein Egypten kamen in Abgang. Der Zeitraum, in welchem diese Ereignisse statt hatten, schränkt sich zwischen die Jahre 1552 und 1579 ein; denn in der Judenstättigkeit von 1614 kommt ein Beschluss der Rechenmeister vom Jahre 1579 vor, darin schon der Judengasse gedacht wird; auch aus eben diesem Beschluss ist ersichtlich, dass sich damals die neue Anlage bei der Bornheimer Pforte noch nicht völlig bis an das Judenbrückchen erstreckte, indem man den Juden untersagte, Häuser oder Ställe vornen gegen der Gasse vor dem Judenbrückchen oder gegen den Wollgraben aufzubauen und die Ställe, die sich daselbst befanden, zu erhöhen oder zu erweitern. Weil sich aber die Juden nach und nach so sehr vermehrten, dass sie nicht mehr Raum genug in ihren Wohnungen fanden, so wurde ihnen gestattet, ihre Gebäulichkeiten weiter bis an das Judenbrückchen und von da endlich bis an den noch offenen Wollgraben fortzusetzen. Im Jahre 1536 zählte man nicht mehr als 58 Hausgesesse, die aber in Jahre 1613 schon bis auf 454 in 152 Häusern angewachsen waren. Ich glaube deswegen, dass die letzte Hauptvergrösserung der Judengasse sich am Ende des XVI. oder im Anfang des XVII. Jahrhunderts zugetragen

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Sie war in hohe Mauern eingeschlossen und hatte drei Thore. Das vordere gegen dem Zimmergraben über nannten die Juden die Bornheimerpforte von der alten in der Nähe gesandenen Stadtfporte dieses Namens. Es war anfänglich kein grosses Thor, denn 1462 wurde es das kleine Judenpförtchen, oder die kleine Thüre gegen der Elenden Herberge genannt. Seit dem Jahre 1808 hat das Thor gänzlich aufgehört. Das hintere Thor, welche das jüngste von den drei Thoren ist, heisst von dem alten Stadtgraben die Wollpforte oder im Judentone die Wallpforte. Das dritte, sonst das Mittelthor genannt, befindet sich neben am Judenbrückchen, wo man nach der Predigergasse geht. Es war zuerst eine kleine Thüre, bis dieselbe im Jahre 1580 erweitert wurde. An diesen drei Thoren war ein grossr auf Blech gemaler Reichsadler mit der Unterschrift:

” Röm. Kays. Maj. und des H. Reichs Schutz”

zu lesen, der 1616 am 28. Februar als die Juden nach der Fettmilchischen Verfolgung wieder in ihre Gasse eingeführt waren, angeschlagen wurde. Schudt Jüd. Merkw.II, 61. Von Zeit zu Zeit wurde den Juden auch noch erlaubt, einige ihrer Gasse nahegelegene Plätze käuflich  an sich zu bringen. Auf solche Weise erhielten sie 1587 am 18. Jänner von Nicolaus Hunger des Raths zwei auf der Allerheiligengasse neben einandergestandene kleine Häuser für 800 Gulden. Der Rath genehmigte erst 1604 den Kauf und die Juden mussten sich verbinden, alle Thüren und Fenster gegen die Allerheiligengasse zuzumauern. Von dem 1694 erkauftgen von Völker’schen Garten wird bei den Häusern hinter der Judenmauer Nachricht migetheilt werden und von einigen nach dem Jahre 1711 zu Erweiterung der Judengasse erhaltenen Plätzen wird unten die Rede sein. Die öfters in der Gasse entstandenen Brände machen auch einen Theil ihrer Geschichte aus; es sollen aber um der Kürze willen nur diejenigen bemerkt werden, die in ihrer ersten Anlage sowohl, als in ihren Bebäulichkeiten sehr merkliche Veränderungen hervorbrachten. Am 14 Jänner 1711 Abends zwischen 8 und 9 Uhr etstand in des Rabbiners Napthali Behausung schräg gegen der Judenschule über ein Brand, welcher innerhalb 24 Stunden die ganze Judengasse zu Grunde richtete und nicht einer Elle hoch Holz übrig liess. Eine weitläufige Beschreibung dieses Brandes ist in der Chronik II. 778 zu lesen. Den 29. Jänner wurde mit Wegräumung des Schuttes der Anfang gemacht und zur geschwinderen Beförderung des Fuhrwesens ein Fuhrweg durch as Bierhaus zum langen Gange eingerichtet. Endlich nahmen aauch die Gebäulichkeiten am 23. März mit der Schule und am 27. Mai mit den Wohnhäusern ihren Anfang, von welchen das Haus zum Pfaue zuerst fertig  war und beohnt wurde. Weil a ber die alte Strasse an manchen Orten nur 12 Schuh und an den breitesten 15 – 16 Schuh mass und daher sehr dumpfig, immer feucht und kothig war, so wurde sie nun durchaus bis auf 20 Schuh erweitert. Zwischen den neuen Gebäuden wurden in gewissen Entfernungen 17 Brandmauern aufgeführt, die zuvor nicht waren. Damals verdoppelten sich auch die beiden Reihen von Häusern durch Hinterhäuser und zwischen ihnen blieben kleine Höfchen, um zur Zeit des Laerhüttenfestes die Haubhütten darinsetzen zu können. Weil die Häuser durch die Erweiterung der Strasse längs dem langen Gange an manchen Plätzen einen Abgang von 7 Schuh erlitten, so gab der Rath den Juden die Erlaubnis, den langen Gang von dem Bierbrauer Hannibal käuflich zu an sich zu bringen, der ihnen hierauf 8 Schuh in der Breite, wo weit die Judengasse darauf stiess, fuer 6500 fl. verkief. Die Juden brachen nachmals die alte Mauer ab und bauten auf ihre Kosten eine neue, wozu der Bierbrauer auch noch den Platz über die 8 Schuhe hergab.

Am 23. Jänner 1721 Abends um 8 Uhr entstand abermals deine hefige Feuersbrunst, im Hause zum Vogelgesang, die bei starkem Südostwinde so sehr um sich griff, dass an die 115 Häuser von der Bornheimerpforte bis zum Drachen und Einhorn, nicht fern von der Schule eingeäschert wurden.

Am 9. Dezember 1794  kurz nach Mitternacht brach in des Juden Ruben Benedict Beyfuss Haus ein so heftiger Brand aus, dass in kurzer Zeit zwei Häuser in Asche lagen; einige andere aber halb brennend niedergerissen wurden. Der Jude konnt kaum sein Leben, sonst aber nicht das Mindeste retten und brach beide Beine. Seine Frau wurde verbrannt aus dem Schutte gezogen und seine Tochter, die Tags vorher sich verlobte, stürzte im Herabspringen den Hals ab. Noch mehrere  Personen hatten mit den vorigen gleiches Schicksal.

Am 30. Mai 1774 auf Dreifaltigkeits-Sonntag Mogens um zwei Uhr ging in der Judengasse hinter dem Rosenberger und dem Predigerkloster ein Feuer aus. Dasselbe war um halb sechs Uhr am Stärksten und das Kloster in grösster Gefahr. Man belegte das Dach mit Tüchern aus dem Zeughause, die durch die Spritzen immer feucht gehalte wurden: 12 Spritzen waen den ganzen Tag am Kloster und dessen Garten. Iessen brannte zwichen den zwei Brandmauern in der Gasse alles bis auf den Grund ab. Auch hatten schon einige Häuser auf der andern Seite angefangen zu brennen.

Am 26. April 1781 war ein Brand in der Gasse hinter dem Fronhofe.

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