“Mitten unter uns” – Kunstintervention Frankfurter Künstler mit Unterstützung der Stadt Frankfurt.
Was die wenigsten Bürger Frankfurts wissen, dass die früheren Adlerwerke in Frankfurt, in der Nähe der Galluswarte und seitlich der Mainzer Landstraße, eine KZ – Außenstelle mit dem Decknamen “Katzbach” war. Von August 1944 bis bis zum Kriegsende mussten Hunderte von Menschen bis zur Flucht und Erschießung Zwangsarbeit leisten. Für den Gedenkort der KZ – Außenstelle hat das Kulturamt der Stadt Frankfurter Künstlerinnen und Künstler, die sich bereits mit Themen der Erinnerungskultur beschäftigt haben, beauftragt entsprechende Konzepte zu entwickeln. Es handelt sich um Margarete Rabow, Stefanie Grohs und danach folgen die Künstler Naneci Yurdagül und Barak Reiser.
Ziel des Projekts ist die Bewohner und Besucher der Stadt auf die damaligen Geschehnisse aufmerksam zu machen und der Opfer zu gedenken.
Was war damals geschehen in unserer Stadt Frankfurt am Main.
Am 22. August 1944 treffen laut einer Transportliste aus Buchenwald 200 Häftlinge in Frankfurt am Main ein. Damit ist das Arbeitskommando „Katzbach“ als Außenlager des KZ Natzweiler in den Adlerwerken unter der Leitung von Lagerkommandant Erich Franz eröffnet. Die Adlerwerke fordern im September 1944 weitere 1000 Häftlinge als Fach- und Hilfsarbeiter an. Sie sollen z.B. für den Einsatz in der Produktion von Schützenpanzern eingesetzt werden, Schalt- und Lenkgetriebe oder Ersatzteile für Panzer und Kraftfahrzeuge bauen. Mit der Ankunft dieser 1000 Männer aus Dachau am 29. September 1944 sind laut Bestandsaufnahmeliste vom 3. Oktober 1944 rund 1200 Häftlinge im Einsatz. Während die Adlerwerke zum Jahreswechsel 1944/45 den höchsten Bilanzgewinn während des 2. Weltkrieges verzeichnen, ist im Januar 1945 die höchste Todesrate im Lager festzustellen: Am 22. Januar 1945 befinden dort nur noch 744 Männer. Vier Tage später kommen nochmals 167 Männer aus Warschau – vermutlich über das KZ-Außenlager von Daimler-Benz in Mannheim-Sandhofen. Und obwohl am 1. Februar 1945 weitere 225 Häftlinge aus Buchenwald für die Produktion im Lager interniert werden, sind bereits am 12. März 1945 nur noch 874 Männer in der Häftlingsstatistik verzeichnet. Innerhalb weniger Wochen sterben über 260 Häftlinge bzw. werden als krank – und somit nicht einsatzfähig – in „Sterbelager“ transportiert.
Anforderung von Häftlingen durch die Adlerwerke
Abb. 3: Anforderung von Häftlingen durch die Adlerwerke
Namensliste der Häftlinge
Abb. 4: Namensliste der Häftlinge, Ausschnitt
Mitte März 1945 beginnt die Evakuierung des Lagers: Am 13. März 1945 werden etwa 500 Häftlinge in Güterwaggons zum Abtransport nach Bergen-Belsen eingeschlossen. Die Kranken und Sterbenden sind drei Tage eingeschlossen, bevor sich der Zug überhaupt erst in Bewegung setzt und am 23. (!) März 1945 sein Ziel erreicht. Die sehr geschwächten Gefangenen erleiden tagelang unerträglichen Hunger und Durst und bis zu 60 Männer müssen zusammengepfercht in einem Waggon ihre Notdurft verrichten. Nur acht von 500 Häftlingen überleben diesen qualvollen Transport und das KZ Bergen-Belsen.
Transportliste vom 30.01.1945 von Buchenwald
Abb. 5: Transportliste vom 30.01.1945 von Buchenwald, Ausschnitt
Ähnlich dramatisch verläuft der Evakuierungsmarsch nach Buchenwald: Die in den Adlerwerken verbliebenen rund 400 Häftlinge werden am 24. März 1945 in einem brutalen Fußmarsch nach Hünfeld bei Fulda getrieben. Jegliche Anzeichen von Schwäche der Häftlinge während dieses Todesmarsches wird seitens der SS als Anlass zur Tötung genommen. Viele von ihnen legen sich ob ihrer Kraftlosigkeit freiwillig an den Straßenrand und erwarten ihre Erschießung. Mit Güterwaggons werden die Überlebenden von Hünfeld aus in das KZ Buchenwald gebracht, wo noch 280 Menschen lebend ankommen. Die SS treibt sie in einem weiteren Evakuierungsmarsch nach Dachau. Am 27. April 1945 erreichen knapp 40 der Gefangenen aus den Adlerwerken das KZ. Zwei Tage später werden sie von der US-Armee befreit.
Die erschütternde Bilanz dieser Evakuierung ist, dass weniger als 50 Häftlinge sie und das KZ-Außenlager Adlerwerke überleben.
Bitte informieren Sie sich auf der Homepage der Kunstintervention “Mitten unter uns” über die Einzelheiten des damaligen Geschehens und über die geplanten Projekte.
Professor Dr. Felix Semmelroth, Dezernent für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main sagte in seinem Grußwort: “Ich hoffe, dass die Kunstintervention “Mitten unter uns” zum Nachdenken animieren wird.
Der Link zur Seite ist: http://www.mittenunteruns.de