Das Westend ersteckt sich über eine Fläche von 409,2 Hektar und es leben 26.142, gemeldete, Einwohner dort.
Hier atmet die Stadt den Duft der Reichen und Schönen, hier lassen sich die opulentesten Gründerzeitfassaden von Frankfurts Sonne bescheinen. Wohlhabende Frankfurter bauten sich hier Mitte des 19. Jahrhunderts großzügige Domizile, deren Wohnqualität gut verdienende Großstädter geradezu magisch anziehlt. Das Westend, zu Fuße der Bankentürme, ist Frankfurts “Single-Hochburg” und “Geldmaschine” in einem. Seit das amerikanische Generalkonsulat in die Gießener Straße umgezogen ist, ist auch der “Belagerungszustand” in unmittelbarer Nähe zum Palmengarten aufgehoben.
Joska Fischer ist auch mittlerweile ein wenig zu alt um Bleche vom Dach der umliegenden Häuser auf Polizisten zu werfen.
Wenn die Geldinstitute Dienstschluss haben, vergnügt sich der Stadtteil im Rothschild- und im Grüneburgpark oder geht in gehobener Preisklasse essen. Palmen und Botanischer Garten ladenzum Bildungsbummel ein, die Universität baut sich auf dem Gelände des Poelzig-Baus den sicher schönsten Hochschulcampus des Landes,
und mit der Westendsynagoge und deren ägyptisch-assyrischen Stilzitaten
verfügt das Westend auch über ein kulturelles Wahrzeichen besonderer Güte. Teile der Messe und die Festhalle stehen ebenso auf Westend-Gelände wie – erstaunlicherweise – ein Großteil des Uni-Campus Bockenheim an der Bockenheimer Warte – und das Senckenbergmuseum mit seinen Dinosaurier-Plastiken ebenfalls. Streng genommen ist das Westend also Frankfurts Wissenschaftsstandort Nummer eins.
Etwas zur Geschichte des Westendes gewünscht?
Das Gebiet des heutigen Westends befand sich seit dem Bau der Frankfurter Landwehr innerhalb deren schützender Befestigung und war Teil der Frankfurter Gemarkung. Damals bestand das Gebiet größtenteils aus Ackerland und Heideland und es befanden sich vereinzelte Gutshöfe dort. Die Höfe deren Namen heute noch einige Straßen tragen, waren der Hellerhof, der Hynsperghof und der Kettenhof. Mit den beginnenden 19. Jahrhundert wurde die alte Frankfurter Stadtbefestigung geschleift. Bald entstanden entlang der Bockenheimer Landstraße, der Ausfallstraße in die Nachbarstadt Bockenheim, zahlreiche klassizistische Vorstadtvillen mit großzügigen Gärten. Darunter waren das Gontardsche Gartenhaus und die Villa Leonhardi des Architekten Nicolas Alexandre Salins de Montfort, sowie das Rothschildpalais von RFriedrich Rumpf. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Gebiet durch die Stadt parzelliert und Straßen und Plätze angelegt. Die eng gebaute Neustadt platzte aus allen Nähten, und so zog es immer mehr Menschen in die westliche Außenstadt. Vorbild beim Straßenbau war Paris, deshalb entstanden große Boulevards sowie Plätze mit radial auslaufenden Straßen. Es entstanden zahlreiche Villen und großzügige Wohnhäuser, von denen viele noch heute stehen. Ende des 19. Jahrhunderts war nahezu der gesamt südliche Teil des Westends bebaut. Der nördliche Abschluss war der neu angelegte Palmengaren, der Grüneburgweg mit dem im Besitz der Familie Rothschild befindlichen Grüneburgpark sowie die von Heinrich Hoffmann begründete “Irrenanstalt” auf dem Affensteiner Feld, das sogenannte Irrenschloß. Um die Bebauung räumlich einzugrenzen, ließ der Frankfurter Oberbürgermeister Franz Adickes Anfang des 20. Jahrhunderts den Alleenring bauen, der zugleich alle neuen Stadtteile miteinander verband.
Wolkenkratzer und Straßenschlachten
Noch in den 1950er Jahren war das Westend ein reines Wohngebiet für rund 40.000 Menschen. (Heute 26.000) Die Häuser hatten in der Regel nur 4 Geschosse.
Nachdem die Rothschild Erben die Genehmigung für eine Hochhausbebauung erhalten hatten, verkauften sie das zurückgegebene Gelände an die Schweizer Zürich Versicherung und die Berliner Handelsgesellschaft, die dort unmittelbar gegenüber dem Opernplatz Bürotürme errichteten. Das 1960 erbaute und inzwischen wieder abgerissene Zürich Hochhaus war das erste Hochhaus im Frankfurter Westend. Den Landschaftspark aus dem späten 19. Jahrhundert, der sich auf dem Areal befand, wandelte die Stadt in eine öffentlich Grünanlage um, den Rothschildpark.
Nach der Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung von Wohnraum 1960 entwickelte der sozialdemokratische Planungsdezernent Hans Kampffmeyer ein Konzept zur Dezentralisierung der Innenstadt. Die angrenzenden Stadtvierteil, vor allem das Westend sollten zum Erweiterungsgebiet werden. Der “Fünf-Fingerplan” von 1967 sah vor, dass entlang der durch das Westend führenden Achsen – Mainzer Landstraße, Bockenheimer Landstraße, Reuterweg, Grüneburgweg und Eschersheimer Landstaße – eine intensivierte Bebauung entstehen sollte. Zahlreiche Gründerzeitbauten wurden in den kommenden Jahren infolge von Immobilienspekulation abgerissen. Ihre alteingesessenen Bewohner wurden vertrieben. Bis 1970 standen bereits mehrere hundert Häuser im Westend leer, sie waren oft in völlig verwahrlostem Zustand.
Die Entwicklung stieß auf Widertand in der Bevölkerung. Das Bürgertum reagierte mit der Gründung einer der ersten Bürgerinitiativen Deutschlands, der Aktionsgemeinschaft Westend (AGW). Die AGW erstellte ein Kataster denkmalschutzwürdiger Bauten und erwirkte bereits 1970 eine Veränderungssperre für das Westend. Die Stadt wollte nunmehr durch einen Bebauungsplan die eingeleitete Entwicklung umkehren. 1972 erließ das Land Hessen eine Verordnung gegen Wohnraumentfremdung.
Gleichzeitig entwickelte sich der Frankfurter Häuserkampf, der hauptsächlich von Studenten der im Westend gelegenen Universität Frankfurt getrieben wurde. Zahlreiche Häuser wurden besetzt, immer wieder lieferten sich Demonstranten Straßenschlachten mit der Polizei. Auch der junge Joschka Fischer war daran beteiligt. Der Höhepunkt des Häuserkampfes lag zwischen 1970 und 1974.
Ich werde niemals vergessen, meine Frau und ich waren damals bei einem amerikanischen Unternehmen in der Freiherr vom Stein Straße beschäftigt, als meine Frau mit einer Kollegin unbedingt zur Bockenheimer Landstraße wollte um das wilde Treiben zu beobachten. In der Mittagspause machten sich die beiden Damen auf und gerieten prompt zwischen die Fronten der Polizei und der Studenten. Damals war es üblich für die Damen tagsüber eine Perücke über dem eigenen Haar zu tragen. Als die zwei zurück ins Büro kamen saßen die beiden Perücken um 180 Grad verkehrt auf den Köpfen und beide Damen trieften von Mainwasser versetzt mit Tränengas. Den Lachkrampf den ich bekam hat mir meine Frau noch lange übel genommen.
Im Jahr 1972 wurde durch die Terrororganisation Rote Armee Fraktion ein Anschlag auf das amerikanische Hauptquartier im I.G. Farbenhaus verübt, bei dem ein Soldat ums Leben kam.
Es wurden immer wieder Ausnahmen für einzelne Hochhäuser genehmigt, vor allem entlang der Mainzer Landstraße und des Alleenrings . Heute ist das südliche Westend weitgehend mit dem Frankfurter Bankenviertel zusammengewachsen. Am Rande des Westends entstand auf dem Messegelände das zeitweise höchste Hochhaus Europas, der 257 Meter hohe Messeturm.
Momentan entstehen im Westend vor allem auch neue Wohnhäuser und zum Teil auch Wohnhochhäuser. Das Viertel ist wie schon anfangs gesagt “sehr angesagt” und das rasche Wachstum der Frankfurter Bevölkerung erhöht den Druck nach mehr Wohnraum enorm.
Vor allem die EZB und die Bankenaufsicht bringen viele gut verdienende Europäer nach Frankfurt die natürlich in dieses “In Quartier” drängen.
Das Autofahren im Westend ist nicht einfach sondern extrem schwierig, bedingt durch die vielen Einbahnstraßen im Viertel.
Die tollen Kneipen und Restaurants wiegen das allerdings auf.