Der Grund weshalb ich heute eine Artikel über den Alten Markt bringe ist da die Dom- Römer GmbH sich nun ernsthaft damit befaßt welche gewerblichen Betriebe und Geschäfte in der neu erbauten Altstadt in Frankfurt angesiedelt werden sollen. Bisher sind erst wenige Mieter fest: Ein Metzger, eine Apotheke ein Teeladen und eine Konditorei mit Cafe. Namen sind noch vertraulich. Bewerbungen gibt es viele aber man will versuchen die richtigen Mieter zu finden, am besten noch Firmen die ihr Produkt auch dort fertigen wo es dann verkauft werden soll.
Ich möchte gerne eine Anregung geben. Weshalb schaut man sich nicht die alten Unterlagen an und lehnt das Konzept zum Teil an die früheren Strukturen an? Zum Beispiel die Fleischschirnen. Ein Metzger der dort nicht Ware handelt die irgendwo gefertigt wurde sondern an Ort und Stelle “Frankfurter Würstchen”, Rindswurst und Fleischwurst herstellt und der Kunde durch Glasscheiben sehen kann wie das geht, das wäre doch eine Attraktion und ein einzigartiger Anziehungspunkt. Bitte das alte Foto der Schweinemetzgerei Heim ansehen. Natürlich muß alles nach heutigen Hygienevorschriften ablaufen.
Fleischschirnen am Alten Markt. Frankfurter, ziehe die Schuhe aus! Denn dieser Boden ist heilig von Anfang an. Weiter als Goethe und Stolze haben die “Frankforter Werstcher” den Ruhm der Wahl-, Krönungs- und Handelsstadt in die Welt getragen. Die Frankfurter Fleischwurst aus reinem Schweingefleisch in ihrer Urgestalt kaum von irgend einer anderen Wurst verschieden. Erst durch ihr Diminutiv–das Würstchen–erlangte sie Weltgeltung. Denn dieses kleine, starkgeräuchterte zweigekuppelte Paar stellt die genial durchdachte erste Reisekonserve dar, die von den Tausenden von Meßfremden als Reiseproviant mit auf den oft Weiten Weg in die Heimat genommen wurde. Ihre Bereitung ist eine wahre Kunst. Aber sie ernährt, im Gegensatz zu ihren Schwesterkünsten, ihren Mann. 385 Jahren standen die Meister aus dem Hause Ochs und Heim unter dieser gleichen Schirn. — eine Wurst-Dynastie. Der z. Z. regierende Chef des Hauses langt gerade eine heiß Fleischwurst — das Viertel zu fünfundzwanzig — aus dem Kessel. Sohn und Enkel rüsten sich bereits für die Nachfolge.
Geschichte
Ansicht vom Domplatz in Richtung Westen, um 1900. Links das Haus zur Goldenen Waage, rechts Markt 8, der Hauptzugang zum Hof Rebstock am Markt
Carl Abt: Alter Markt von Westen, 1908
Das Gebiet um den Markt gehört zu den ältesten Siedlungsflächen Frankfurts. Es war topographisch durch zwei Anhöhen geprägt, die sich einige Meter über die sumpfige Niederung am rechten Mainufer erhoben und noch heute deutlich erkennbar sind: den Domhügel und den Samstagsberg. Wegen ihrer einigermaßen hochwassersicheren Lage in der Nähe der Furt, die der heutigen Stadt ihren Namen gab, waren sie seit der Jungsteinzeit regelmäßig und seit der Antike durchgehend besiedelt. Reste der römischen Niederlassung auf dem Domhügel wurden nach dem Zweiten Weltkrieg ausgegraben.[2] Zwischen den beiden Hügeln, etwa entlang der Langen Schirn, befand sich vermutlich ein Wasserlauf, der den Hauptstrom des Mains mit einem nördlich gelegenen Nebenarm, der Braubach, verband. Die Wasserläufe verlandeten im frühen Mittelalter und wurden später kanalisiert bzw. zugeschüttet.
Mittelalter
Zwischen Höllgasse und Langer Schirn verläuft der Markt etwa am nördlichen Rand der karolingischen Königspfalz Frankfurt. Reste der Pfalz fand man 1953 bei Grabungen im Keller des im Bombenkrieg zerstörten Hauses zur Goldenen Waage.[3] Nach älterer Auffassung verfiel sie in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, möglicherweise durch einen Brand, der sich zwischen 1017 und 1045 zugetragen haben muß. Danach wurde spätestens in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Pfalz ganz aufgegeben und ihre Reste überbaut, wobei das Baumaterial wiederverwendet wurde. Nach neueren Forschungen könnten Teile der karolingischen Königshalle dagegen noch, zumindest als Ruine, bis ins 13. oder frühe 14. Jahrhundert bestanden haben. Die spätere Bebauung orientierte sich im Bereich Höllgasse und Markt jedenfalls an der Pfalz, während der westlich davon gelegene Tuchgaden quer über das Areal der Pfalz verlief.[4]
Unter der Herrschaft der Staufer nahm die politische Bedeutung Frankfurts wieder zu. Damit einher ging ein rasches Wachstum der Stadt im 13. Jahrhundert, die sich nun auf ein weit größeres Gebiet innerhalb der Staufenmauer erstreckte. Die in dieser Zeit entstandenen Straßen bilden ein klar erkennbares Raster aus drei Nord-Süd-Achsen (Fahrgasse, Neue Kräme und Kornmarkt, von Ost nach West) und sechs Ost-West-Achsen mit dem Markt im Zentrum. Seine Lage begünstigte die Ansiedlung von Handelsgeschäften, sogenannten Kramläden oder Krämen, die vor allem während der Frankfurter Messe für den Warenumschlag genutzt wurden. 1296 bezeichnet ein Zinsbuch des Bartholomäusstiftes den ganzen Straßenzug zwischen Fahrgasse und Römerberg als vicus Apothecae, im 14. Jahrhundert findet sich durchweg der Name vicus Institorum.[5] Der entsprechende deutsche Name lautete Krämergasse oder Kramgasse.
Kaiserkrönungen
Eine besondere Bedeutung bekam die Gasse jedes Mal, wenn ein neuer Kaiser zu wählen war. Bereits seit 1147 hatte die Mehrzahl der Wahlen in Frankfurt stattgefunden, so dass sich allmählich ein Gewohnheitsrecht herausbildete: Alse man den kiunig kiesen wil, daz sol man tuon ze Frankenfurt.[6] Mit der Goldenen Bulle wurde dieses Recht 1356 ein für alle Mal festgeschrieben. Von 1376 bis 1792 fanden 16 Wahlen in Frankfurt statt. Am Tag der Wahl versammelten sich die sieben Kurfürsten nach einem allgemeinen Läuten der Frankfurter Kirchenglocken im Römer, um ihr Festgewand anzulegen. Von dort begaben sie sich über den Markt in die Bartholomäuskirche, wo sich die Wahl und Ernennung des römischen Königs vollzog. Die anschließende Krönung zum Kaiser fand traditionell in Aachen statt, erst ab 1562 ebenfalls in Frankfurt. Nach der Krönung verließ der Kaiser den Dom und zog wiederum in feierlicher Prozession über den Markt zum Römerberg, wo die symbolischen Erzämter vollzogen wurden und das Volk den neuen Herrscher bejubelte.
Neuzeit
Anton Burger: Die Schirn am Alten Markt, 1869
Seit dem frühen 17. Jahrhundert fanden die Wochenmärkte nicht mehr auf dem Römerberg statt, sondern in der Krämergasse. Der frühere Name kam daher allmählich außer Gebrauch, stattdessen hieß die belebte Wohn- und Geschäftsstraße nun einfach Markt.[5] Die Mehrzahl der teils prächtigen Fachwerkhäuser stammte aus dem 16. bis 18. Jahrhundert oder war zumindest in dieser Zeit modernisiert oder umgebaut worden. Der Tuchgaden war ein Zentrum des Gewand- und Tuchhandels, im Roten Haus und in der Langen Schirn hatten die Metzger ihre Verkaufsstände. Das gotische Haus Schildknecht/Spiegel an der Ecke zum Hühnermarkt mit seinem gewaltigen Geschoßüberhang von fast zwei Metern war Sitz der Schuhmacherzunft.
Die Geschichte erzählt uns, dass die Original Frankfurter Würstchen in Neu Isenburg, einer kleinen Stadt einige Kilometer südlich von Frankfurt hergestellt werden. Aber es war auf dem Alten Markt in der Frankfurter Altstadt, wo sie berühmt wurden. Auf dem Alten Markt und in der unmittelbaren Umgebung verkauften offene Stände – bekannt als “Schirnen” – diese wohlschmeckenden Würstchen über Jahrhunderte hinweg. Besucher der Frankfurter Messen lernten sie lieben und sorgten für ihren Ruhm. Schließlich machten die Frankfurter Würstchen auch ihren Weg in die USA und wurden dort zu den überall in Amerika bekannten “Hot Dogs”.
Der junge Johann Wolfgang Goethe lernte das lebhafte Treiben in diesem Viertel kennen, sooft er seine Tante Melber besuchte, die das Haus zum Esslinger am Hühnermarkt bewohnte. Er beschrieb den Aufenthalt dort ausführlich in seiner Autobiographie Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit.
Noch in hohem Alter ließ er Mephisto über die enge Gasse spotten:
Ich suchte mir so eine Hauptstadt aus,
Im Kerne Bürger-Nahrungs-Graus.
Krummenge Gäßchen, steile Giebeln,
Beschränkten Markt, Kohl, Rüben, Zwiebeln;
Fleischbänke, wo die Schmeißen hausen,
Die fetten Braten anzuschmausen;
Da findest du zu jeder Zeit
Gewiß Gestank und Tätigkeit.
(Faust. Der Tragödie zweiter Teil Vierter Akt. Hochgebirg)
Im Laufe des 19. Jahrhunderts zogen viele wohlhabende Bürger in die neuen Stadtviertel außerhalb der Wallanlagen. In die Altstadt, auch an den Markt, zogen vornehmlich kleine Handwerker und Arbeiterfamilien. Das Viertel blieb bis zum Zweiten Weltkrieg dicht bewohnt. Die großen Straßendurchbrüche der Braubachstraße und der Bethmannstraße Anfang des 20. Jahrhunderts berührten den Markt nicht. 1898 erwarb die Stadt Frankfurt das bedeutende Fachwerkhaus Zur Goldenen Waage und ließ es restaurieren. Seit 1913 befand sich hier eine Außenstelle des Historischen Museums.
Jetzt wird vieles wieder aufgebaut und wir Frankfurter können uns freuen solch eine Attraktion in der City zu erhalten. Es muß ja nicht so sein wie oben von Mephisto gespottet wurde, aber das Flair der Altstadt schadet unserer modernen City nicht.
Ich zitiere Theodor Heuss aus einer Rede von 1959:
“Immer wenn ich in Frankfurt war, spürte ich beides: Weite einer Weltgesinnung und Nähe eines Heimatgefühls, Goethe und Friedrich Stoltze”
Ich zitiere Theodor Heuss aus einer Rede von 1959:
“Immer wenn ich in Frankfurt war, spürte ich beides: Weite einer Weltgesinnung und Nähe eines Heimatgefühls, Goethe und Friedrich Stoltze Stoltze