Alte Brücke in Frankfurt am Main

 

 

Die Alte brücke in Frankfurt am Main zu Anfang des 17. Jahrhunderts Peter Becker 1889

Die Alte brücke in Frankfurt am Main zu Anfang des 17. Jahrhunderts
Peter Becker 1889

 

Die Alte Brücke in Frankfurt am Main ist die älteste und war bis Mitte des 19. Jahrhunderts die einzige steinerne Brücke am Unterlauf des Mains. Sie verband vom Mittelalter bis zum Jahr 1914 die Fahrgasse in der Frankfurter Altstadt mit der Brückenstraße in Sachsenhausen. Seit sie 1222 erstmals urkundlich erwähnt wurde, war die Entwicklung Frankfurts untrennbar mit ihr verbunden. Mindestens 18 mal wurde sie im Laufe der Jahrhundert zerstört und wieder erneuert oder neu aufgebaut.

Die Brücke in heutiger Form wurde am 15. August 1926 durch den damaligen OB Ludwig Landmann eingeweiht. Zwei der Gewölbebögen wurden durch Deutsche Truppen am 26. März 1945 gesprengt um die Allierten Truppen aufzuhalten. Dies gelang nicht. Zuerst provisorisch repariert wurde das Mittelstück der Brücke 1965 durch eine Kastenbrücke ersetzt und im September in Betrieb genommen.

Die Brücke hat eine Länge von 237,40 Meter, ist 19,50 Meter breit und hat eine Durchfahrtshöhe von 8,06 Meter.

Die Stadt erhielt Ihren Namen nach einer vermutlich etwas flussaufwärts gelegenen Furt. Es ist nicht sicher wann die Brücke tatsächlich erbaut wurde. Erstmalig erwähnt wurde eine Hofstätte an der Brücke 1226 in einer Urkunde des Bartholomäusstiftes . Möglicherweise ist die Brücke aber noch älter. Der Chronist von Lersner schrieb Anfang des 18. Jahrhunderts: “Die Brücke welche die beyde Städte an einander hänget ist 1035 von Holtz gebauet worden und hat solche viele Jahre gestanden, auch offters dessentwegen großen Schaden vom Gewässer erlitten, zumalen 1192.”

Im 12. und 13. Jahrhundert wuchs Frankfurt zu einem der bedeutendsten Handelszentren des Reiches heran, nicht zuletzt aufgrund der überragenden Bedeutung seiner Brücke, die sie als wichtigsten Bestandteil der Nord-Südachse der Mainmetropole noch über Jahrhunderte beibehalten sollte. Im Jahr 1235 gewährte König Heinrich VII. den Bürgern der Stadt große Privilegien. Die Hälfte des Ertrags der Frankfurter Münze sowie Holz aus dem Wildbann Dreieich wurden der Stadt für den Unterhalt der Brücke zugestanden.

Eine Besonderheit der Alten Brücke, die mit den Brücken in Regensburg, Dresden und Prag zu den vier berühmten Brücken in Deutschland gezählt wurde, war ihre Gestalt. Die Brücke war mit vielen Bauwerken versehen und hatte nicht nur die Funktion des Verkehrsweges über den Main.  Sie hatte ein eigenes Gefängnis, eine eigene Kapelle, Häuser, Türme, Blockhäuser, Mühlen und im 19. Jahrhundert sogar ein Pumpwerk, mit dem die Sachsenhäuser Gärten bewässert wurden. Diese Brücke war Arbeitsplatz von Wachsoldaten, Henkern, Fischern und den Betreibern der vielen Mühlen, die eng mit dem Brückenbauwerk verbunden waren. Hier wurde gearbeitet und gelebt, und jedes Kind, das auf der Brücke in einer der Brückemühlen zur Welt kam, wurde im Volksmund  frei nach dem auf der Brücke angebrachten Kruzifix mit dem Brückenhahn als “Gickelbürger” bezeichnet. Der vergoldete Brückenhahn, der mit dem Brückenkreuz schon 1405 nachgewiesen werden kann, stand auf dem mittleren Brückenbogen, der deshalb auch als Kreuzbogen bezeichnet wurde. Er zeigte den Schiffern, die tiefste und strömungsstärkste Stelle unter der Brücke an.

Kruzifix und Brickegickel auf der Ostseite der Brücke

Kruzifix und Brickegickel auf der Ostseite der Brücke

Die Brücke war auch Richtstätte. Die zum Tode durch Ertrinken Verurteilten wurden gefesselt am Brückenkreuz in den Main gestoßen. Die Brücke hatte über Jahrhunderte eine eigene Gerichtsbarkeit. “Wer diese Brücke Freiheit bricht, dem wird sein frevelnd Hand gericht” stand am Turm geschrieben. Jedem, der sich auf der Brücke etwas zuschulden kommen ließ wurde die rechte Hand abgeschlagen.

1338 weihte man die Brückenkapelle der heiligen Katharina, der Schutzheiligen der Schiffer. Sie stand nahe dem Sachsenhäuser Turm auf der Ostseite der Brücke und wurde nach ihrer Zerstörung durch Hochwasser nicht wieder aufgebaut. Im “Rattenhäuschen”, das später als Pulvermagazin genutzt wurde, wohnte von 1499 bis 1569 der “Rattenmesser” der für jede tote Ratte von der Stadt entlohnt wurde und zum Nachweis den abgeschnittenen Rattenschwanz vorlegen musste.

Im 14. Jahrhundert wurde die Brücke mehrfach durch Hochwasser und Eis zerstört. 1342 ereignete sich das schwerste jemals in Mitteleuropa registrierte Hochwasser, das Magdalenenhochwasser. Auf der Sachsenhäuser Seite stürzten dabei 6 Bögen mit der Katharinenkapelle und der Brückenturm ein.  Dort war die stärkste Strömung.

Anfang des 15. Jahrhunderts wurden 10 der 13 Brückenbögen und die beiden Brückentürme erneuert. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde auch der letzte hölzerne Pfeiler, nördlich von der Brückenmühle, durch einen steinernen Bogenpfeiler ersetzt.

Auch im Dreißigjährigen Krieg war die Brücke Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Bei Gefechten zwischen kaiserlichen Truppen und den Schweden ging die Brückenmühle in Flammen auf. Sie wurde durch Neubauten ersetzt.

Am 27. Februar 1784 wurde die Brücke durch Eisgang beschädigt.

Im 20. Jahrhundert wurde der Neubau der Brücke beschlossen, diese begann 1915 auf der Sachsenhäuser Seite mit dem Bau der beiden Pfeiler, die den Müllermain überspannten. Erst 1924 wurden die Arbeiten, nach Verzögerungen wegen des ersten Weltkrieges, wieder aufgenommen. Die Brücke sollte dann “Neue Alte Brücke” heißen, und 19 Meter breit werden. Endlich am 15. August konte die Brücke durch OB Landmann eröffnet werden. Franz Heberer sagte in seiner  Rede:

…..Nun biste fertig, Brick,/nach langem schweren Leide / jetzt bring nach Frankfurt Ehr und Glück / Bis in die fernen Zeiten…..

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