Ein kleiner Auszug von Geschehnissen in der Stadt Frankfurt zwischen 1520 und 1705, wie bei Lersner berichtet berichtet wird.
Teil I – Im sechzehnten Jahrhundert 1607 – 1705
1607 – den 21. Jun. Abends zwischen 6. und 7. Uhr hat ein Kutscher mit dreyen Pferden die Galgen-Pfort herein reiten wollen/als er auff die Brücken kommen bricht selbige und fället der Kutscher mit den Pferden in den Stadt-Graben/davon ertrinckt ein Pferd/die übrigen zwey sampt dem Kutscher/seynd lebendig wiederum herauß gezogen worden. In diesem Jahr ist auch eine Arche Diel am Mayn umgefallen/und hat zwey Personen erschlagen.
1614 – den 10. Aug. Als Jacob Paul / Bürger und Schreiner allhier/einen Goldschmits Krahm/so im Römer an der Gerichts-Stiege gestanden/und baufällig gewesen/hinweg gethan/ist darhinter ein von blossen Brettern gemachter Hinterchlag/auch darinnen eine schlechte Thür gestanden/und als er solche eröffnet/ noch eine in die Mauer befaste Thür befunden worden/welche da sie auch eröffnet hat man das daselbst stehende kleine Gewölblein gefunden/welches viele Jahrhundert/durch die daselbst stehende Krähm verdeckt gewesen/und nicht gesehen werden können; in demselben hat man zehn Faß Salpeter gefunden: Dieser Salpeter ist in 8. andere Faß gethan und gewogen worden/so an Gewicht 3711. Pfund oder 37. Zentner und 11 Pfund gewesen/den haben die Zeug – Herrn an andern Ort führen lassen/wann dieser Salpeter und durch wen er in dieses Gewölb/eben in Römer gethan worden/hat man nicht wissen noch erfahren können/sonsten aber die Mutmassung gehabt/weisen die Jahr-Zahl 1526. im Gewölb zusehen gewesen/müste vieleicht zur selben Zeit geschehen seyn.
1615. den 4. Mertz/Hat ein Balbirers Gesell/ welcher sich mit einer Jungfrauen verlobt gehabt/dieselbe aber/weil er darüber heim gezogen/und etwas über die Zeit außgeblieben/sich mit einem andern verheuratet und Hochzeit gehalten/sich dessentwegen also bekümmert / daß er ihm selbst des Nachts/mit einem Scheer-Messer/die Guß-Ader am Hals geöffnet /ud also /gleichwohl eifferig betend 7 Neben seinem Lehr-Jungen/welcher dieser Mordtat nicht gewahr worden/hingefahren/Gottfried/hist.Cronic p.1183
1627 – den 30. Sept. zu Nachts um 10. Uhr / wird auf dem Pfarr-Thurn auff dem Obristen Gang ein grosser fremder Vogel/so von etzlichen vor ein Merch (ex Gefnero) oder Merchel/ein Meer-Vogel in Grösse einer Ganß mit beyden runden Füssen und Schnabel/an Farb dunckel Aschenfarb/so etwan in dem finstern eben wieder den Thurn geschlagen/in den Gang gefallen/geflattert/so geschwind nicht wieder in die Höhe kommen können/ergriffen/wurde etliche Zeil mit Fischen erhalten.
1633 – den 18. Aprill. Auff den Grünen Donnerstag/ist das ordinari Marckschiff von Hanau unter der Brücken untergangen/aber niemand umkommen/viele von den Leuten hatten ein grosses Seil an einem Schiff ergriffen / und kamen die Färber bald zu Hülff.
1642 – den 16. Decemb. Ist ein Wildschwein im Stadt-Graben geschossen worden.
1649 den 27. Jul. Ist eine Miserable Person aus Italien 7 mit Namen Lazanis Colloredo von Genua/seines Alter 27. Jahr allhier in dem Römer zusehen gewesen/welcher seinen Bruder als eine Mißgeburt/an seinem Bauch oder Unterleib/angewachsen/tragen müssen/er an sich selbst ist annehmlicher Gestalt/der ander aber abscheulich zu sehen gewest.
1651 – den 6.Octob. Ist eines Schneiders/Franß Wüstenhöffers Töchterlein/von 9 1/2 Jahr/so Kerig vor das Eschenheimer-Thor getragen/in den Stadt Graben gefallen darinnen ertruncken/allwo 14.Tag zuvor auch ein Mägdlein von 6. Jahren ertruncken gewesen/bald darauff ist noch ein Mägdlein/am Fischerfeld ertruncken/also daß in drey Wochen drey Mägdlein elendig im Schlam ums Leben kommen sind.
1658. Haben Ihro Kays. Maj. etlich mal unter der Wunder-grossen Haselnußstauden Taffel gehalten: Dieser sonderbarer übergrosser Wunder-Baum stunde in des damalig vonehmen Kauffmanns Jacob du Fay Garten/welcher anjetzo Hn. von Compoing gleichfals vornehme Kaffmann gehöret/und heut zu Tag noch zu sehen ist: Die Höhe von dieser Staude /wie auch die Breite übertrifft die gröste und stärckeste Eichbäume/und ist dessen Höhe über die 87. Werck-Schuh/also daß der Stamm bis an die Aeste 36. die übrige Höhe aber von Anfang der Aesten biß in die Spitze 51. Werk-Schuh reichet/die Dicke unten bey der Erden ist in der Runde fünff und eine halbe Frankfurter Ehl.
1665. Auf den Pfingst-Montag /ist Hern Georg Becks /sampt Weib und Kinder mit Kutsch und Pferd/in den Eschenheimer Graben gefallen/davon der Vatter sampt zweyen Kindern ersoffen.
1687. den 22 Jan. Seynd drey betagte Bürger und Schröder im Narren-Hauß ersticket.
1693. den 28. Mertz/ist Conradus Adamus Müller von Alsfeld/durch Herrn Johann Erasmus Seyffart von Kletenberg Doct.Comitem Palatinum & Scabinum allhier/nach vorhergegangenem Examine, in Beysein Herrn D. Textors Syndici Primarii und Herrn Doctor Jüncken/auff gethane Difputation de Contractibus, zu einem Doctore Juris creiret worden/darbey thate der Hern Praefes eine schöne Oration de Venatione, und der Candidatus beschlosse den Actum mit einer Oration.
1693. den 27.Octob. Fället ein Mann von der Brücken in den Mayn/dieser ware Unpaß/bekonmet auff der Brücken in Ansehung des Mayns/einen Schwindel/darüber er hinunter gefallen/jedoch glücklich falviret/und ist ihm der Schwindel vergangen.
1695. den 1. Jul Danzte ein Tag-Löhner/so auß der Pfalz gebürtig/von Ober-Osten/ auff der Allerheiligen Gassen in einem Wirtshauß im Dantzen bleibt ihm einsmahls der Athem auß/daß er tod zur Erden nieder gefallen/er hatte von jederman das Zeugnuß daß er ein stiller frommer Mensch gewesen.
1697. den 2. September. Wird ein Italienischer Sprachmeister theils wegen Schulden/theils wegen anderer liederlicher Händel in Römer gefordert/alldar condemniret in das Narren-Haus zu gehen/ da er nit fortgehen wolte/hat ihn ein Reifträger auf seinen Stoß-Karn gesetzt/und also zu dem Narren-Haus geführet/allwo er 2. Stund gesessen/nochmals mit sechs Musquetirern und zweyen Richtern dem Bockenheimer Thor hinaus verwiesen worden.