“Psst, es hat doch keiner gesehen” – warum gibt es dann einen Elfer?
Das Ergebnis ist klar und Eintracht Frankfurt hat verdient mit 2:0 gewonnen. Frankfurt steht damit im Halbfinale des DFB Pokals 2020 und am kommenden Sonntag wird ausgelost gegen wen die SGE ran muß. Zur Auswahl stehen: Bayern München, Saarbrücken und Leverkusen.
Gestern Abend allerdings spielte sich eine tragische Komödie in der Commerzbank Arena ab. Tragisch weil Bremen ausgeschieden ist, man hatte sich einen Erfolg erhofft da es in der Liga momentan nach Abstieg riecht. Komödie, weil einige Spieler und der Trainer aus Bremen mit der Elfmeterentscheidung des Schiedsrichters nicht einverstanden waren und die Meinung vertraten man sollte doch wegschauen, “es hatte doch keiner gesehen”.
Was war geschehen?
In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit schaltete sich überraschend für alle Video-Assistent Christian Dingert ein und ließ eine Handspielszene von Ludwig Augustinsson überprüfen. Schiedsrichter Felix Zwayer erkannte tatsächlich einen Kontakt und entschied zum großen Ärger der Bremer auf Elfmeter, den André Silva verwandelte.
“Ich bin natürlich nicht einverstanden mit der Entscheidung. Ich bin ohnehin kein Freund des VAR. Aber vermutlich sind die Regeln so”, sagte Augustinsson in der ARD.
Psst, es hat doch keiner gesehen!
Mannschaftskollege Kevin Vogt bekannte sich ebenfalls als Gegner des Videoassistenten. Es könne nicht sein, so der Neuzugang aus Hoffenheim, dass “weder wir noch die Frankfurter etwas merken, der Schiedsrichter auch nicht, und dann meldet sich zwei Minuten später einer aus dem Kölner Keller.
Trainer Kohfeld gar sprach von “forensichen” Beweisen aus Köln und zeigte dabei sein beleidigtes Gesicht, er sah aus als hätte ihm einer die Rassel weggenommen.
Dann hätte man in Köln wohl besser nicht hingeschaut, hat je keiner gesehen, nicht die Zuschauer, nicht die Frankfurter, warum dann pfeifen und einen Elfmeter vergeben. Ja das ist die Frage. Nach Ansicht der Bremer Spieler und Ihrem Trainer hat ja keiner was gesehen, dann muß man auch nicht pfeifen und die Übeltäter auch noch bestrafen. Wegsehen sollte man wohl! Wozu gibt es dann die Schiedsrichter im sogenannten Kölner Keller? Damit man reagiert wenn die Fans auf den Rängen protestieren und schäumen, oder wenn die Spieler den Schiedsrichter bedrängen und einen Strafstoß fordern? Das kann es doch nicht sein. Der Videobeweis wurde geschaffen um Falschentscheidungen auf dem Platz zu korrigieren und um die Regeln in solchen Situation einzuhalten.
Der Frankfurter Trainer Adi Hütter sprach davon verdient gewonnen zu haben und bezeichnete den Elfmeter als Glück. Recht hat er es war Glück, daß die Männer in Köln den Regelverstoß bemerkten und Zwayer darauf aufmerksam machten. Zu bemängeln ist allerdings, daß dieser Hinweis aus Köln recht spät kam. Er hätte zeitnahe am Geschehen kommen müssen.
Wegschauen ist nicht die Lösung. Das hat man in den deutschen Stadien lange genug gemacht. Bei randalierenden Fans, bei der unendlichen Saga der Pyrotechnik, (gestern Abend auf Frankfurter und Bremer Seite), bei unsäglichen Plakaten, Beleidigungen und Drohungen, Rassismus gegenüber von Spielern mit anderer Hautfarbe oder Glauben. Damit muß Schluß sein. Hinschauen ist das Motto, nicht wegschauen.
Wir wollen natürlich keine chinesischen Zustände in Deutschland und auch nicht in den Stadien. Aber wenn wir uns aus bekannten Gründen eine Videoüberwachung gönnen, dann muß diese auch hinschauen. Wegducken und unter den Rasen kehren gilt nicht. Gestern traf es Werder Bremen, morgen vielleicht die SGE oder die Super-Bayern von der Säbener Straße in München.
Psst., es hat doch keiner gesehen, ist keine Option.
Zum Spiel ist noch zu sagen, daß Frankfurt noch einen zweiten Treffer durch Kamada erzielte und Kostic nach einem dummen Foul die rote Karte sah. Kostic hatte im Übereifer, nicht mit Absicht, Toprak mit den Stollen auf die Wade getreten und ihn damit übel verletzt. Es steht im Raum, daß Toprak einen Wadenbeinbruch erlitt. Das muß natürlich nicht sein, aber Kostic hat wohl nicht absichtlich gefoult sondern weil er übermotiviert zur Sache ging. Er wird Frankfurt nun mindestens im Halbfinale fehlen. Das ist hart, kann man ihn doch mit Fug und Recht als besten Spieler der Eintracht betrachten.
Zu Herrn Kohfeld ist noch zu sagen, daß er wohl den Beruf verfehlt hat wenn er eine solche Einstellung zur Regelauslegung hat. Da wundert der momentane Tabellenplatz der Bremer auch nicht, wenn man immer wegschaut dann sieht man auch die Gründe für die Niederlagen nicht.
Spätestens nach dem zweiten Tor der Frankfurter war der Drops wohl endgültig gelutscht und Kohfeld konnte sich in Selbstmitleid baden und über die Ungerechtigkeiten im Fußball jammern. Eine gelbe Karte hat er sich beim Schiedsrichter ja schon abgeholt für seinen Flaschenwurf am Spielfeldrand und was er dem Schiri verbal an den Kopf warf.